Soll ich zuhause rumsitzen? - Daniel van Buyten ber 11FREUNDE

Daniel Van Buyten, die WM-Teilnahme 2014 mit Belgien könnte für Sie das perfekte Karriereende sein?
Natürlich ist das ein Ziel. Wir haben drei Punkte Vorsprung auf Kroatien, derzeit ist also alles möglich. Aber es kann noch viel passieren in den verbleibenden drei Spielen.
Ein grandioses Karrierefinale aber wäre es.
Ehrlich gesagt habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was nach dem Fußball kommt. Momentan kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, einfach zu Hause zu sitzen.
Was streben Sie denn an? Einen Trainerjob?
Wie gesagt, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Es gab kaum Zeit dafür. Letzte Saison ging es in drei Wettbewerben darum, Titel zu gewinnen. Es war ein Superjahr. Und das ist in diesem Jahr nicht anders. Und mir macht das Fußballspielen so viel Spaß, dass es gerne noch noch zwei, drei Jahre weitergehen kann.
Sie haben nochmal für ein Jahr in München verlängert. Welche Ziele hat ein 35-Jähriger in diesem Verein noch?
Als ich vor sieben Jahren hierher kam, war es mein Ziel, in einer Top-Mannschaft zu spielen. Das habe ich erreicht. Nun bin ich sehr glücklich, dass man in meinem Alter nach wie vor auf mich setzt. Es gibt nicht mehr allzu viele Spieler, die in dieser Karrierephase auf diesem Niveau Fußball spielen. Was soll ich also für Ziele haben? Ist doch klar: Ich will noch ein paar Titel einheimsen. Denn das vergangene Jahr hat sich super angefühlt. Und je mehr ich an den Erfolgen der Mannschaft beteiligt bin, desto mehr freut es mich logischerweise.
Sie mussten sich nach dem Pokalfinale – und damit dem Gewinn des Triples – vor der Sommerpause auch ein Spiel in der WM-Qualifikation absolvieren. Waren Sie nicht fix und fertig?
Überhaupt nicht. Vielleicht geht das Spielern anders, die für Nationen auflaufen, die immer bei der WM dabei sind. Aber für uns Belgier ist das eine Riesenchance. Insofern war das Spiel gegen Serbien Anfang Juni noch ein wichtiger Teil der Saison für mich. Und ich hatte das Glück, topfit zu sein und an das höchste Niveau gewöhnt.
Wie war es, als Sie – der Triple-Gewinner – Anfang Juni zur Nationalmannschaft stießen?
Großartig. Alle applaudierten, als ich ins Hotel kam. Ein großartiges Gefühl. Zumal ich den direkten Vergleich hatte. Im Vorjahr kam ich nach dem verlorenen Champions League Finale auch zur Nationalelf. Da waren alle still – und ich war sehr traurig. Und jetzt wollten alle wissen, wie es gewesen war. Ich glaube, das hat dem Team sogar einen Schub gegeben, weil alle die Hoffnung haben, auch etwas Großes im Fußball zu erleben – eine WM zu erleben.
Nach gut zwei Wochen Training mit Pep Guardiola – wie fühlt es sich an, wenn ein Coach einem bei der Ansprache ständig mit dem Finger vor dem Gesicht herumfuchtelt?
Das ist seine Art, es ist sein Mechanismus, mit Spielern zu reden und Dinge rüberzubringen. Mich stört es überhaupt nicht. Ich denke, er versucht seinen Worten auf diese Weise Nachdruck zu verleihen, da er auch immer wieder fragt, ob wir ihn gut verstehen.
Und? Verstehen Sie ihn?
Er spricht für die kurze Zeit außergewöhnlich gut deutsch. Aber es spricht auch für ihn, dass er trotzdem immer wieder nachfragt, ob alles richtig beim Spieler ankommt.
Was wird sich unter Pep Guardiola verändern – wenn sich überhaupt was ändern muss?
Nach so einer erfolgreichen Saison müssen wir zwangsläufig noch eine Schippe drauflegen. Wenn ein Team das Triple holt, fordert es andere Klubs zusätzlich heraus, es zu schlagen und ihm Probleme zu bereiten. Darauf müssen wir eingestellt sein.
Guardiola erwartet, dass die Spieler morgens eine Stunde früher zum Training kommen.
Ich bin immer schon weit über eine Stunde vor dem offiziellen Treffpunkt auf dem Gelände, deswegen ändert sich für mich gar nichts.
Was erwartet Pep Guardiola von Ihnen?
Er hat mir gesagt, wie er mich auf meiner Position sieht und wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Ich bin beeindruckt, wie viel er über mein Spiel weiß, denn damit kitzelt er die entscheidenden Prozent heraus. Überhaupt war ich erstaunt, wie genau er im Vorfeld alle Spieler beobachtet hat. Es scheint, als habe er bereits seit langem die Mannschaft analysiert. Jedenfalls hat mir der Trainer schon jetzt sehr viele Tipps gegeben.
Wie ist Guardiola, wenn das Training vorüber ist. Liest er den „Kicker“ oder vertieft er sich in Videoanalysen?
Ich verfolge ihn nicht auf Tritt und Schritt. Aber ich sehe ihn oft mit Notizzetteln. Selbst beim Frühstück fiel mir auf, dass er mit gesenktem Kopf in seine Aufzeichnungen vertieft ist. Und dann hat er ja ständig seine Tafel dabei, um uns Dinge zu veranschaulichen. In Sachen Analyse überlässt er wirklich nichts dem Zufall.
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