Setz Dich wieder hin 11FREUNDE

An den 29.04.1978 erinnere ich mich bis heute nur ungern. Wir hatten in der Vorwoche mit aller Mühe den Abstieg verhindern können und wollten eigentlich im letzten Saisonspiel gegen Gladbach für einen versöhnlichen Abschied der ohnehin verkorksten Saison sorgen. Den Nicht-Abstieg haben wir nicht mal richtig gefeiert, weil wir vor der Saison eigentlich andere Ziele hatten. Für Gladbach ging es um die Meisterschaft, auch wenn sie unvorstellbar hoch gegen uns hätten gewinnen müssen. Unser Trainer Otto Rehhagel gab vor dem Spiel die Aufstellung bekannt und erwischte mich vollkommen auf dem falschen Fuß.
Alles ging schief
Ich saß nämlich etwas überraschend auf der Bank und war ziemlich angefressen. Auch „Ente“ Lippens spielte nicht und zog eine Schnute. Das kannte man eigentlich nicht von ihm – er war ja sonst um keinen Scherz verlegen.
Und als das Spiel dann lief, wurde der Frust von Minute zu Minute größer. Schon nach nach zwanzig Minuten lagen wir mit 0:4 hinten und ahnten, dass uns Böses bevorsteht. Heynckes und Co. hatten einen Sahnetag erwischt. Bei uns ging einfach alles schief.
Otto brült rum, Gladbach schießt Tore
In der Halbzeitpause gab es dann eine ordentliche Kabinenpredigt von Otto. Der hat richtig rumgebrüllt. Doch auch im zweiten Durchgang wurde es nicht besser, die Gladbacher spielten Katz und Maus mit uns. Ich erinnere mich noch genau an das traurige Gesicht unseres Torwarts Peter Endrulat. Der hielt alles, was zu halten war und musste trotzdem fast im Minutentakt hinter sich greifen.
Mitte der zweiten Halbzeit kam dann Otto zu mir und sagte: „Siggi, mach Dich fertig. Du kommst jetzt rein!“ Da stand es schon 0:6. Allen war klar, dass wir gegen diese Gladbacher keine Chance mehr haben werden. Ich habe Otto nur angeguckt und aus Flachs gekontert: „Soll ich das Spiel etwa noch drehen?“ Otto dachte kurz nach und sah es ein: „Du hast recht. Setz Dich wieder hin.“
Aufgedrängt hat sich keiner
So richtig scharf auf eine Einwechslung war an diesem Tag keiner von uns. Versteckt hat sich zwar niemand auf der Bank, aber aktiv angeboten wurde sich auch nicht. Die armen Jungs aus der Startelf mussten also 90 Minuten durchspielen und kamen mit 0:12 unter die Räder.
Am Ende musste der Schiri die Bälle selbst aus unserem Netz fischen, weil Peter Endrulat sich nur noch schämte. Diese Niederlage war das Aus für Otto Rehhagel als BVB-Trainer. Wir mussten in den folgenden Wochen für einige Testspiele über die Dorfplätze tingeln. Was wir uns da alles anhören mussten, war aber fast noch schlimmer als diese Niederlage gegen Gladbach.
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