Verteidiger der dunklen Knste 11FREUNDE

Am 13. Februar 2019 zeigte Sergio Ramos, was passiert, wenn seine gern zur Schau gestellte Abgebrühtheit in Arroganz abdriftet. Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Ajax Amsterdam, das Real mit 2:1 gewann, holte sich der Abwehrspieler in der 89. Minute absichtlich die Gelbe Karte ab. Für das Rückspiel gesperrt, im Viertelfinale wieder dabei. Das war der Plan, doch damit hatte sich Ramos gleich doppelt verzockt.
Denn da war zum einen die schwache Leistung seiner Teamkollegen bei der 1:4‑Niederlage im Rückspiel in Madrid, die Real aus der Champions League stolpern ließ und Ramos in seiner Loge in den Wahnsinn trieb. Zum anderen legte der Spanier im Interview nach dem Hinspiel eine unerwartete Naivität an den Tag, als er seine Motivation hinter der Verwarnung kundtat. Die UEFA reagierte und sperrte ihn für ein weiteres Spiel.
Ramos ebnet den Weg zur Meisterschaft
Wie wichtig Ramos für seine Mannschaft ist, merkt man aber nicht nur, wenn er fehlt, sondern erst recht, wenn er auf dem Platz steht. Beispiele dafür gibt zur Genüge. Am Dienstagabend besorgte er mit einem wuchtigen Kopfball nach einer Ecke von Toni Kroos das wichtige 2:0 gegen Inter Mailand. Es war sein 100. Tor im Trikot von Real Madrid. Wettbewerbsübergreifend hat er damit mehr Treffer für die Königlichen erzielt als Legenden wie Zinédine Zidane (49) oder Luis Figo (56).
Doch während der portugiesische Ballzauberer Figo und der aktuelle Real-Trainer Zidane hauptsächlich für die filigranen Momente zuständig waren, ist Ramos der Mann fürs Grobe. Er erweist sich als Spieler, den man gerne im eigenen aber keinesfalls im gegnerischen Team haben will. Sergio Ramos ist ein Verteidiger der dunklen Künste, dem sich all die Zauberlehrlinge des Fußballs stellen müssen.
„Aber wir sind uns auch alle einig, dass man mit genau solch einem Auftritt große Titel gewinnt“
Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für die oft kritisierte, aber effektive Spielweise von Sergio Ramos lieferte das Champions-League-Finale 2018 gegen den FC Liverpool. Damals veränderte der Spanier mit zwei – mindestens grenzwertigen – Aktionen das gesamte Spiel. Und das, ohne dabei einen Scorerpunkt einzufahren. Erst riss er in einem intensiven Zweikampf Liverpools Salah zu Boden und verletzte den Star der Reds an der Schulter, sodass dieser nicht weiterspielen konnte. Kurz nach dem Seitenwechsel dann bekam LFC-Torwart Loris Karius den Ellenbogen von Sergio Ramos ab und blieb benommen liegen. Es sollte ein Wirkungstreffer der anderen Art sein. Denn nur zwei Minuten später und kurz vor Schluss patzte Karius zweimal schwer. Die Königlichen reckten zum dritten Mal in Folge den Henkelpott in den Nachthimmel von Kiew.
Und während die englische Sun Mo Salah als Opfer von Ramos dunklen Künsten darstellte, hatte Teamkollege Toni Kroos auf diesen Abend eine andere Sicht. „Dass Ramos im Zweikampf nicht zimperlich ist, ist klar. Aber wir sind uns auch alle einig, dass man mit genau solch einem Auftritt große Titel gewinnt“, sagte Kroos im Interview mit der Augsburger Allgemeinen.
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