Heppos Frauen sind die 11FREUNDE

1.
Die dunkle Macht der Stadionsprecher. Am letzten Spieltag der türkischen Meisterschaft 2010 meldete sich der Ansager von Fenerbahce kurz vor dem Schlusspfiff zu Wort und verkündete den Ausgleich von Besiktas gegen Bursaspor. Was Fenerbahce zum Titel verholfen hätte. Jubelnd lag sich nach Schlusspfiff das Stadion in den Armen, bis die Falschmeldung aufflog und wütende Fener-Fans ihr eigenes Wohnzimmer zu Kleinholz schlugen.
2.
Mit der Berufung zum Stadionsprecher ging für den glühenden VfL-Fan Heaven, hauptberuflich Sänger der Band „Die Angefahrenen Schulkinder“, ein Traum in Erfüllung. Doch bereits bei seinem ersten Einsatz am Mikro brannten ihm alle Sicherungen durch. Als Osnabrück kurz vor Schluss ein umstrittenes Gegentor kassierte, verkündete Heaven kurzerhand freundliche Grüße in Richtung Schiedsrichter – und wurde zehn Minuten später entlassen.
3.
Toller Plan von Werder Bremen vor dem Achtelfinal-Rückspiel im Europapokal der Pokalsieger 1994 gegen Feyenoord Rotterdam. Um mäßigend auf die Fans aus den Niederlanden einzuwirken, wollten die Bremer kurzfristig Rudi Carrell als Stadionsprecher installieren, schließlich hatte es im Hinspiel schlimme Krawalle gegeben. Keine so gute Idee: Die Rotterdamer Zeitungen machten sich über Carrell lustig, der sagte seinen Auftritt beleidigt ab.
4.
Stadionsprecher müssen oft gedrechselte Werbesprüche zum Besten geben. („Bei Arminia stets dabei, Vitamine von Abtei!“) Besonders arg traf es den Sprecher am Gladbacher Bökelberg André Fossen, der in der Halbzeit stets den Slogan eines mittelständischen Puffs im Grenzgebiet zu verlesen hatte und seiner Pflicht in leierndem Tonfall nachkam: „Ob Süden, Norden, Osten, Westen: Heppos Frauen sind die Besten.“ Wer würde das bezweifeln wollen?
5.
Kölns Stadionsprecher Michael trippel bekam während eines Auswärtsspiels in Antwerpen mächtig Ärger mit Christoph Daum. Weil Kölner Anhänger Rabatz machten, eilte Trippel in die Fankurve, wo er auf Daum traf. Der zeterte: „Was macht der Trippel eigentlich die ganze Zeit?“ Trippel konterte wie eine routinierte Hausfrau: „Ich kann nicht überall sein.“ Aussöhnung auf dem Parkplatz am Geißbockheim zwei Tage später.
6.
Wenig Humor zeigten die Verantwortlichen des Hibernian FC, als sie 2012 den beliebten Stadionsprecher Willie Docherty vor die Tür setzten. Docherty, ein ehemaliger DJ, hatte in der Halbzeitpause seines Klubs gegen Dundee United den Beatles-Klassiker „Taxman“ eingespielt, ein diskreter Seitenhieb in Richtung des Rivalen Heart of Midlothian. Die Hearts schuldeten dem Staat zu diesem Zeitpunkt umgerechnet 2,1 Millionen Euro.
7.
Manfred Kreiler, langjähriger Stadionsprecher beim FC Bayern München, durchlitt einst ein, nun ja, diffiziles Debüt im Stadion an der Grünwalder Straße. Am Tag vor dem Heimspiel gegen Villingen war die Haupttribüne abgebrannt, auch die Stadionsprecherkabine war eingeäschert worden. Der FCB suchte hektisch nach einem Ersatzraum – und fand ihn im Keller. Kreiler begleitete die Partie aus dem Untergrund, ohne Sicht aufs Spielfeld.
8.
Kaum hatte er seinen Dienst am Mikrofon beim Hamburger SV beendet, plauderte Radiomann Uwe Bahn aus dem Nähkästchen und verriet Durchsagen, die er nach eingehender Prüfung den Stadionbesuchern vorenthalten hatte. Unser Favorit: „Suche dringend eine Vierzimmerwohnung mit kleinem Garten im Großraum Ochsenzoll. Angebote bitte abgeben unter 41550.“ Absender dieses Mietgesuchs: HSV-Stürmer Roy Präger.
9.
Er hatte zuvor auf der Trabrennbahn Recklinghausen die Rennen kommentiert. Als Werner Hansch nun ab 1973 auch beim FC Schalke 04 den Stadionsprecher gab, fiel ihm die Umstellung offenbar schwerer als gedacht. Schon die auf der Rennbahn übliche förmliche Begrüßung „Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren“ sorgte für Aufsehen, dann kündigte er Torhüter Norbert Nigbur an: „Begrüßen Sie mit der Startnummer 1…“
10.
Riesenaufregung nach einem Remis zwischen Arminia Bielefeld und dem FC St.Pauli im Herbst 1986. Nicht nur, dass während der hitzigen 90 Minuten zwei Spieler vom Platz geschmissen wurden, nein, St.Pauli-Präsident Dr. Otto Paulick erfuhr zusätzlich, dass ihn Bielefelds Stadionsprecher Lothar Buttkus als „Zuhälter aus Hamburg“ angekündigt hatte. Paulick tobte, Arminias Präsidentin Gisela Schwerdt musste die Gemüter beruhigen.
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